Kleine Pflanzenfresser wie Kaninchen haben ein ganz anderes Verdauungssystem als wir – was nicht verwunderlich ist, da sie täglich Unmengen an Gras und Heu verdauen müssen! In diesem Blog beschreiben wir, wie der Darm von Pflanzenfressern funktioniert und erklären, wie Sie sich am besten um die Verdauungsgesundheit Ihres Kaninchens kümmern können.

Die Ernährung von Pflanzenfressern

Pflanzenfresser wie z.B. Kaninchen oder Meerschweinchen sind an ihre Umgebung so angepasst, dass sie nur rohfaserhaltiger Nahrung leben (können). Diese ballaststoffreiche Nahrung wäre für uns Menschen ziemlich unverdaulich, aber Pflanzenfresser haben einen unglaublich spezialisierten Verdauungstrakt, der Nährstoffe und Energie aus dieser Nahrung extrahieren kann.

Die Nahrung von Kaninchen in freier Wildbahn besteht hauptsächlich aus Gras, mit einigen anderen Pflanzen wie z.B. Klee oder Löwenzahn als Beimischung. Meerschweinchen genießen ein ähnliches Menü, während andere Pflanzenfresser wie Degus Gräser und Blätter sowie einige Samen fressen.

Was ist das Besondere am Verdauungssystem von Kaninchen?

Um genügend Energie aus ihrer pflanzlichen Nahrung zu gewinnen, müssen Pflanzenfresser einen großen Teil des Tages fressen. Das bedeutet, dass ihre Zähne ständig auf zähen Pflanzenfasern herumkauen müssen. Durch das ständige Kauen werden die Zähne beständig abgenutzt, daher sind die Zähne von Pflanzenfressern „offenwurzelig“ – das heißt, sie wachsen ständig, damit die stattfindende Abnutzung entsprechend kompensiert wird.

Die Zähne sind die erste Besonderheit des Verdauungssystems von Pflanzenfressern, aber das ist bei weitem nicht alles. Während die Speiseröhre, der Magen und der Dünndarm vom grundsätzlichen Funktionsprinzip her nicht so weit von unserem entfernt sind, ist es der letzte Teil des Verdauungstraktes des Kaninchens, wo es wirklich interessant wird.

Kaninchen sind Hinterdarm-Fermentierer – was bedeutet, dass die Nahrung erst spät im Verdauungssystem aufgespalten wird. Im Blinddarm, der viele Mikroben enthält, werden die zähen Fasern der pfanzlichen Nahrung zerlegt und die Nährstoffe nutzbar gemacht. Der Blinddarm ist eine Ausstülpung am Anfang des Dickdarms – auch wir Menschen haben einen, allerdings ist unser Blinddarm winzig und macht nicht wirklich viel (außer Ärger)! Während der Blinddarm sehr gut in der Lage ist, Ballaststoffe zu fermentieren, ist er nicht so gut darin, auch alle Fermentationsprodukte zu absorbieren. Einige davon, wie z.B. Aminosäuren und Vitamine, können nur früher im Verdauungstrakt aufgenommen werden. Um mit diesem Problem umzugehen, haben Kaninchen im Laufe der Evolution eine Anpassung entwickelt, die ebenso genial wie ekelerregend ist.

Die Tiere produzieren eine spezielle Art von Kot – kleine Kügelchen, den sog. „Blinddarmkot“ (auch ‚Koprophagie‘ genannt), der wie eine kleine, glänzende Traube aussieht.  Kaninchen fressen diese direkt wieder auf und er passiert somit ein zweites Mal das Verdauungssystem. Dies geschieht oft nachts, so dass Sie es vielleicht noch nie gesehen haben, aber es ist ein ganz normales Verhalten von Kaninchen. Es ist sogar absolut notwendig, denn es ermöglicht den Kaninchen, zusätzliche Nährstoffe aus ihrer Nahrung zu extrahieren. Kaninchen, die keinen Blinddarmkot fressen, wachsen nicht richtig und können sogar krank werden. Nachdem der Blinddarmkot verdaut ist, produziert das Kaninchen dann den normalen harten, pelletierten Kot, der nur unverdauliche Ballaststoffe enthält und kein zweites Mal gefressen werden sollte.

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Wie man ein gesundes Kaninchen-Verdauungssystem unterstützt

So, jetzt wissen wir, wie speziell das Verdauungssystem von Pflanzenfressern ist. Wie können wir sicherstellen, dass unsere Tiere gesund bleiben und die empfindliche Balance ihrer Verdauung erhalten?

Die Antwort liegt darin, die richtige Ernährung bereitzustellen und gesundheitliche Probleme schnell zu erkennen.

Wenn es um die Ernährung von Pflanzenfressern geht, besteht das Geheimnis darin, sich an dem zu orientieren, was die Tiere in freier Wildbahn fressen würde. Das bedeutet vor allem, dass das Futter viele Ballaststoffe enthalten sollte. Wie wir oben erklärt haben, sind Ballaststoffe wichtig für eine gesunde Verdauung und für die Abnutzung der Zähne von Pflanzenfressern. Eine Ernährung mit zu wenig Rohfasern (=Ballaststoffe) kann daher zu Verdauungs- und Zahnproblemen führen.

Um sicherzustellen, dass Ihr pflanzenfressender Freund genügend Ballaststoffe zu sich nimmt, empfehlen wir, dass 80 % seiner Nahrung aus Heu oder Gras bestehen sollte. Die verschiedenen Heusorten unterscheiden sich hinsichtlich ihres Geschmacks und Nährstoffgehalts. Gerade Kaninchen können hier oft wählerisch sein und bevorzugen die höherwertigen Optionen! Lieschenheu wie unser Science Selective Timothy Hay oder frisches Wiesenheu wie unser Russel Rabbit Tasty Hay sind beides nahrhafte Alternativen, die Kaninchen lieben.

Neben Heu sollten Pflanzenfresser täglich eine Portion frisches Gemüse und etwas hochwertiges, artgerechtes Kleintierfutter erhalten. Dieses Futter sollte außerdem viele gesunde Rohfasern enthalten und zudem unbedingt nicht zu zuckerhaltig sein. Im Fachhandel sind verschiedene Futtersorten erhältlich, von müsliartigen Mischungen wie z.B. unserem Tiny Friends Farm-Sortiment bis hin zu extrudierten Futtersorten wie unserem Science Selective-Sortiment. Wenn Sie mehr über die verschiedenen Futtersorten für Ihren verbeinigen Freund erfahren möchten, lesen Sie unseren dazu verfassten Blog.

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Wie man Probleme mit dem Verdauungssystem von Kaninchen erkennt

Neben der richtigen Ernährung Ihres Tieres ist es wichtig, genau auf Anzeichen zu achten, die darauf hindeuten, dass sein Verdauungssystem nicht so funktioniert, wie es sollte. Offensichtlich kann loser Kot oder Durchfall darauf hinweisen, dass etwas nicht in Ordnung ist, und wenn Sie diese Symptome sehen, sollten Sie Ihren Tierarzt aufsuchen.

Ein weiteres Zeichen, auf das Sie achten sollten, ist, wenn Ihr Kaninchen sein Futter nicht mehr verträgt oder gar verweigert. Das Verdauungssystem von Pflanzenfressern ist ebenso empfindlich wie kompliziert. Mit einem Mangel an Nahrungszufuhr, selbst wenn dieser vergleichsweise kurz ist, kommen sie nicht gut zurecht. Wenn kleine Pflanzenfresser aufhören zu fressen, können sie sehr schnell sehr krank werden. Wenn Ihr vierbeiniger Freund also aufhört zu futtern, ist es wichtig, so schnell wie möglich tierärztliche Hilfe zu bekommen. Es kann sein, dass die Tiere eine unterstützende Fütterung benötigen, um wieder auf den Weg der Besserung zu kommen.

Es gibt einige Gründe, die dazu führen können, dass Pflanzenfresser aufhören, ihren Blinddarmkot zu fressen. Auch das kann ihr empfindliches inneres Uhrwerk durcheinander bringen. Kaninchen mit Arthritis oder Fettleibigkeit haben unter Umständen Schwierigkeiten, ihr Hinterteil zu erreichen, was bedeutet, dass sie nicht in der Lage sind, die nahrhaften Pellets direkt beim Ausscheiden zu fressen. Es ist aus zwei Gründen wichtig, dies schnell zu erkennen – erstens, damit Sie das zugrundeliegende Problem identifizieren und beheben können, und zweitens, damit Sie das Hinterteil der Tiere sauber halten. Dies verringert das Risiko der Entwicklung von Wunden und/oder Fliegenschlag.

Wenn Sie ein Auge auf diese Probleme haben und Ihren kleinen Freund gut ernähren, tun Sie viel dafür, dass er auf Dauer gesund und glücklich bleibt.

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