Kaninchen profitieren heutzutage von deutlich verbesserter Pflege und Haltungsbedingungen. Dadurch leben sie in der Regel gesünder und glücklicher als in früheren Jahrzehnten. Eine bessere Ernährung, angemessenere Unterbringung und zunehmende Fachkenntnisse in der Kaninchenmedizin machen einen erstaunlichen Unterschied. Von Zeit zu Zeit tauchen jedoch neue Bedrohungen für die Gesundheit der Tiere auf, die uns allen verlangen, wachsam zu sein und Vorkehrungen zu treffen, damit unsere Tiere weiterhin gesund und sicher leben können.

RHDV2 – eine neue Bedrohung für die Kaninchengesundheit

Im Jahr 2010 tauchte ein neuer Stamm des Virus der Hämorrhagischen Kaninchenkrankheit (RHD), oft auch „Chinaseuche“ genannt, auf. Zuerst nur in Frankreich und später auch in anderen europäischen Ländern. Dieser neue Stamm, der jetzt RHDV2 genannt wird, ist eine Variation des RHD-Virus, den es bereits seit 1995 gibt.

RHDV-Symptome sind schwer zu erkennen und können sehr schnell auftreten, wobei Kaninchen plötzlich extrem krank oder sogar traurig erscheinen und aufgrund von inneren Blutungen tot aufgefunden werden. Andere Anzeichen, auf die man achten sollte, sind Appetitlosigkeit, allgemeine Schwäche, mangelndes Interesse an der Umgebung, nervöse Krämpfe, Kollaps oder unerklärliche Blutungen aus der Nase, Blut auf dem Boden oder im Urin. Der RHDV2-Stamm kann sich gelegentlich langsamer entwickeln, und Gewichtsverlust und Gelbsucht können Merkmale der Krankheit sein. Sehr junge Kaninchen können ebenfalls von RHDV2 betroffen sein, da es unwahrscheinlich ist, dass sie schützende Antikörper von ihrer Mutter vererbt bekommen haben.

Obwohl ein Kaninchen bei Erkrankung RHDV (beide Typen) unterstützend behandelt werden kann, gibt es keine Heilung, und nur wenige Kaninchen überleben die Krankheit aus eigener Kraft. Der wichtigste Schritt, den Kaninchenbesitzer unternehmen können, ist daher der Versuch, ihre Kaninchen vor der Krankheit zu schützen.

Sich gegen RDHV2 schützen

In den meisten europäischen Ländern gibt es einen Impfstoff zum Schutz von Kaninchen gegen RDHV2. Wichtig: Der Standard-Impfstoff gegen RHDV1 schützt nicht gegen den zweiten Stamm, so dass ein spezifischer Impfstoff gegen das RHDV2-Virus sowie ein RHDV1-Impfstoff, der gegen den ursprünglichen Stamm schützt, verabreicht werden muss!
Die Impfdosen müssen im Abstand von zwei Wochen gegeben werden, und in Gebieten, in denen RHDV2-Stämme besonders häufig vorkommen, ist es oft der erste Impfstoff, der verabreicht wird.

Vor kurzem sind auch in den USA die ersten Tiere an RDHV2 erkrankt. Dort wurde jedoch noch kein Impfstoff zum Schutz von Kaninchen zugelassen, obwohl man in einigen Staaten hofft, dass mittels Sondergenehmigungen die Einfuhr des europäischen Impfstoffs erlaubt wird. Auch in Australien ist kein Impfstoff erhältlich. In dieser Zeit, in der Kaninchen zunehmend gefährdet sind, sollten daher zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden.

Rabbit at the vets

Schutz in häuslicher Umgebung

Das Virus ist extrem ansteckend und kann sich sogar auf Kaninchen übertragen, die ausschließlich im Stall gehalten werden. Neben dem direkten Kontakt mit einem infizierten Kaninchen kann das Virus auch durch „Trägermaterialien“ oder andere Kontaktflächen weitergegeben werden. Infektionsüberträger sind Gegenstände, auf denen das Virus vorhanden sein kann, wie Kleidung und Schuhe, Fahrräder oder Spielzeug und sogar Bürsten oder Bettwäsche.

Der Zeitraum zwischen der Infektion eines Kaninchens und dem Auftreten von Krankheitsanzeichen kann zwischen 2 und 10 Tagen variieren. Ein neu ins Haus gebrachtes Kaninchen könnte daher infiziert sein, selbst wenn es möglicherweise noch überhaupt keine Anzeichen der Krankheit zeigt.

All dies macht es schwierig, Erkrankungen zu verhindern, aber natürlich wissen wir alle aufgrund der jüngsten menschlichen Erfahrungen mit dem COVID-19 Erreger, dass es Dinge gibt, die wir tun können, um die Wahrscheinlichkeit einer Infektion mit einem Virus für die Tiere zu verringern.

Hier sind ein paar Dinge, die Sie berücksichtigen sollten:

  • Wenn in Ihrem Land Impfstoffe zur Verfügung stehen, machen Sie davon unbedingt Gebrauch. Ihr Tierarzt kann Sie beraten, welches Impfschema für Ihre Gegend am besten geeignet ist und wie oft diese Impfungen wiederholt werden müssen, damit die Immunität hoch genug bleibt, um Ihr Tier zu schützen.
  • Wenn Sie außerhalb Ihres Hauses mit anderen Kaninchen Kontakt haben, waschen Sie sich unbedingt gründlich die Hände und wechseln Sie idealerweise auch Ihre Kleidung, bevor Sie mit Ihrem eigenen Kaninchen umgehen.
  •  Seien Sie sich des Risikos der Einschleppung von Viren auf Schuhen bewusst und erwägen Sie, diese an der Tür zu wechseln oder Ihre Schuhe mit einem geeigneten Desinfektionsmittel zu reinigen.
  • Wenn Sie ein neues Kaninchen erwerben, besorgen Sie sich dieses immer von einer seriösen Quelle. Bewahren Sie das neue Kaninchen an einem Ort auf, der weit von Ihren derzeitigen Kaninchen entfernt ist. Achten Sie auf gute Hygiene – waschen Sie sich die Hände und wechseln Sie die Kleidung zwischen dem Umgang mit Ihrem neuen Kaninchen und Ihren bestehenden Kaninchen. Nutzen Sie separate Packungen mit Futter, Einstreu und Heu für das neue Kaninchen, die getrennt von Ihren bestehenden Kaninchenbeständen aufbewahrt werden. Planen Sie im Idealfall mindestens 14 Tage ein, bevor Sie Ihr neues Kaninchen den Altkaninchen vorstellen, und achten Sie auf die Bedürfnisse des Kaninchens, wenn es allein gehalten wird.
  • Auch Insekten können das Virus übertragen. Stellen Sie also sicher, dass alle Tiere im Haushalt (auch andere Vierbeiner wie Hunde oder Katzen) mit geeigneten Produkten gegen Flöhe behandelt werden, und führen Sie ein gutes Fliegenbekämpfungsprogramm in Ihrem Haus durch (bei Freilandkaninchen ebenfalls in der Umgebung des Stalls).
  • Grüne Pflanzen, die im Freien auf Feldern angebaut oder aus der Natur gefüttert werden, können ebenfalls eine Virusquelle sein, also ziehen Sie in Erwägung, Ihre eigenen Produkte in einem Gewächshaus oder einem geschützten Bereich anzubauen.
  • Seien Sie sich bewusst, dass Sie Ihr Haustier nicht vollständig schützen können, egal wie vorsichtig Sie sind. Wenn Sie sich um die Gesundheit Ihres Kaninchens Sorgen machen, suchen Sie einen Tierarzt auf.
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RHDV2 in Tierheimen

Tierheime oder ähnliche Einrichtungen müssen besonders vorsichtig sein, um zu vermeiden, dass RHDV2 eindringt. Hier sind einige Tipps für Tierpfleger und freiwillige Helfer:

  •  Sprechen Sie frühzeitig mit Ihrem Tierarzt, um Hilfe bei Maßnahmen zur Krankheitsbekämpfung und die neuesten Nachrichten über Impfstoffe in Ihrer Gegend zu erhalten.
  • Falls Impfstoffe zur Verfügung stehen, sollten Sie in Erwägung ziehen, alle gesunden Tiere zu impfen, sobald diese in der Einrichtung ankommen.
  • Entwickeln Sie einen wirksamen Desinfektionsplan und ein Protokoll, um aufzuzeichnen, wo und wann Desinfektionsmittel verwendet wurde.
  • Personen, die in der Einrichtung arbeiten, sollten beim Betreten der Einrichtung Kleidung und Schuhe zum Wechseln zur Verfügung haben (vorzugsweise in der Einrichtung aufbewahrt und gewaschen) und sich regelmäßig die Hände waschen oder desinfizieren.
  • Eine Schleuse oder Barriere sollte sicherstellen, dass Gerätschaften und Schutzausrüstungen zwischen dem Reinigen verschiedener Kaninchenställe gewechselt werden.
  • Entsorgen Sie alle Einstreu und anderes Material auf verantwortungsvolle Weise (vorzugsweise durch Verbrennung).
  • Lassen Sie einen Quarantänebereich für neu hinzukommende Kaninchen einrichten und lassen Sie diese Tiere mindestens 14 Tage lang nicht zu den bereits ansässigen Tieren.
  • Bieten Sie keinen Pensionsbetrieb für fremde Kaninchen an.
  • Stellen Sie sicher, dass alle tragbaren Geräte, wie z.B. Transportbehälter, desinfiziert werden, und wenn sie in einem Auto transportiert werden, verwenden Sie ein Handtuch oder eine Einwegabdeckung zwischen Transportbehälter und Auto, um sicherzustellen, dass das Auto nicht als zukünftiger Infektionsträger fungiert.
  • Insektenbekämpfung und der Anbau eigener Frischeprodukte sollten in Betracht gezogen werden.
  • Unterhalten Sie einen separaten Besucherbereich oder ziehen Sie Fernadoptionen in Betracht.
  • Wenn Sie das Pech haben, einen Fall von RHDV zu erleben, sollten Sie tierärztlichen Rat einholen, um den betreffenden Bereich zu desinfizieren und seine Benutzung für eine gewisse Zeit zu vermeiden.

Dies mag alles sehr beunruhigend klingen, aber wir haben Glück, dass wir über einen Impfstoff gegen dieses Virus verfügen. In Gebieten der Welt, die derzeit keinen Zugang zu diesem Mittel haben, besteht die Hoffnung, dass sich dies recht schnell ändern wird, da es sich eher um ein Problem bei der Zulassung als um eine wissenschaftliche Herausforderung handelt. Eine sorgfältige Planung kann Ihnen in der Zwischenzeit helfen. Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt über alle spezifischen Vorsichtsmaßnahmen, die er in Ihrer Region empfehlen kann.