Ratschläge von Molly Varga über das Cushing Syndrom bei Hamstern
Das Cushing-Syndrom ist eine eher ungewöhnliche Krankheit, die gelegentlich bei Hamstern auftritt.
Die auf Kleintiere spezialisierte Tierärztin Molly Varga gibt hier weitere Einblicke, wie diese Krankheit Hamster in Wohnungshaltung betreffen kann und welche tierärztlichen Behandlungsmöglichkeiten es gibt, um die Krankheit zu diagnostizieren und zu behandeln.
Molly sagt:
Cushing-Syndrom (Hyperadrenokortizismus/HAC) bei Hamstern
- Das Cushing-Syndrom (auch HAC genannt) ist eine Krankheit, die auf eine Überaktivität der Nebenniere zurückzuführen ist.
- Die Nebenniere sitzt neben der Niere und produziert Adrenalin und verschiedene Hormone wie z.B. auch Steroide.
- Beim Cushing-Syndrom produziert die Nebenniere zu viel Cortisol. Dies führt zu erhöhtem Trinkbedürfnis und gesteigertem Appetit sowie zu einem schlaffen Bauch und dünner Haut mit kahlen Stellen.
- Das Cushing-Syndrom tritt bei Hamstern gelegentlich auf und kann leicht mit Diabetes (aufgrund des erhöhten Trinkbedürfnisses) oder einem kutanen Lymphom (aufgrund von Hautveränderungen) verwechselt werden.
- Die Diagnose des Cushing-Syndroms kann auf die gleiche Art und Weise gestellt werden wie bei Katzen und Hunden: nämlich durch einen Bluttest, um Diabetes auszuschließen und zugleich einen erhöhten Steroidspiegel zu bestätigen. In einigen Fällen wird ein Stimulationstest mit einem synthetischen Hormon durchgeführt, das die Nebenniere anregen soll. In vielen Fällen gestaltet sich jedoch der Versuch, eine Blutprobe vom Tier zu erhalten, äußerst schwierig oder die Kosten für einen Test sind unerschwinglich. Das Verhältnis von Cortisol zu Kreatinin über den Urin festzustellen, ist ein weniger invasives Untersuchungsverfahren; allerdings ist er auch etwas weniger zuverlässig im Hinblick auf die Diagnose. Ein Hamster, der in einem Zeitraum von 24 Stunden mehr als 100 ml je kg Körpergewicht trinkt und entweder ein positives Urin-Cortisol-Kreatinin-Verhältnis oder ein erhöhtes basales Cortisol aufweist, leidet mit hoher Wahrscheinlichkeit am Cushing-Syndrom.
- Die Behandlung kann schwierig sein: Viele der klinischen Anzeichen sind zwar offensichtlich und sichtbar, aber nicht schmerzhaft, so dass die Entscheidung zur Behandlung sorgfältig abgewogen werden muss. Zu den in der EU für die Behandlung verfügbaren Medikamenten gehören „Vetoryl“ und „Ketoconazol“. Vetoryl ist das am ehesten verwendete Medikament für die Behandlung von Hamstern, da es auch für die Behandlung des Cushing-Syndroms bei anderen Tierarten zugelassen ist. Allerdings kommt es in Tablettenform mit einem magensaftresistenten Überzug. Das macht es schwierig, die Tabletten zu teilen oder in Flüssigkeit aufzulösen, um eine hamstergerechte Dosierung zu erhalten. Ketoconazol ist ein antimykotisches Medikament, das Zellen in der Nebennierenrinde abtötet. Während dieses Medikament in Großbritannien für andere Anwendungen zugelassen ist, ist es für den Einsatz bei Morbus Cushing nicht zugelassen. Ketoconazol hat auch keine reversible Wirkung, Vetoryl hingegen schon. Dosierungen und Anwendungsmethoden dieser Medikamente können Sie von Ihrem Tierarzt erfahren.
- Es gibt einige andere Medikamente, die oft im Internet erwähnt werden, aber die meisten von ihnen sind entweder alt, verursachen erhebliche Nebenwirkungen oder sind in vielen europäischen Ländern nicht erhältlich.
- Der beste Weg, um zu entscheiden, ob die Behandlung wirkt, führt über die Messung der Wasseraufnahme des Tieres über einen Zeitraum von 24 Stunden: Eine erfolgreiche Behandlung sollte zu einer Reduzierung des Trinkens und einer Verbesserung des Haarwachstums und des Hautzustands führen.
- De Gabe von „Vetoryl“ ist wahrscheinlich dauerhaft erforderlich, während bei der Verwendung von Ketoconazol die Behandlung gestoppt werden kann, sobald ein akzeptables Maß an Wasseraufnahme und Hautverbesserung erreicht ist (obwohl sie möglicherweise wieder aufgenommen werden muss, wenn die klinischen Symptome wieder auftreten).
- Schlussendlich können Hautschäden, der Gewichtsverlust und der Muskelschwund ausgelöst vom Cushing-Syndrom dazu führen, dass sich der Hamster unwohl fühlt. In diesem Fall sollte die weitere Hilfe eines Tierarztes in Anspruch genommen werden.