Soziale Bedürfnisse kleiner Haustiere
Haben Sie sich jemals gefragt, ob sich Ihr kleines Haustier nach einem Freund sehnt? Gesellschaft und Sozialkontakte sind für das Wohlbefinden vieler kleiner Tiere unerlässlich. Daher ist es wichtig, dass Sie die sozialen Bedürfnisse Ihres vierbeinigen Freundes kennen. Jede Kleintierart hat jedoch unterschiedliche Ansprüche an Vergesellschaftung mit einem Artgenossen. Manche ziehen es vor, allein zu leben, andere wiederum bevorzugen das Leben in Paaren oder Gruppen. Lesen Sie weiter, um herauszufinden, welche Lebensweise für Ihr Haustier die Beste ist.

Allein oder zusammen?
Die sozialen Anforderungen der verschiedenen Kleintiere hängen im Allgemeinen davon ab, wie die jeweilige Art in freier Wildbahn lebt. Die meisten kleinen Säugetiere bevorzugen die Haltung in Paaren oder kleinen Gruppen – mit der bemerkenswerten Ausnahme einiger Hamsterrassen.
Syrische Hamster sind ein gutes Beispiel für eine Art, die gerne allein lebt. Das liegt daran, dass sie ursprünglich aus der Wüste stammen, wo die Ressourcen knapp sind, und teilen liegt ihnen nicht wirklich!
Wenn Tiere dieser Rasse zusammen gehalten werden, besteht das hohe Risiko, dass sie aggressiv werden und sich gegenseitig schwer verletzen. Chinesische Hamster sind eine weitere Kleintierart, die einzeln gehalten werden sollte, da auch sie sich in der Regel bekämpfen, wenn sie ein Territorium teilen müssen. Auch wenn diese Rassen nicht sehr gesellig sind, haben sowohl chinesische als auch syrische Hamster oft Spaß an der Interaktion mit ihren Besitzern und können gute Haustiere sein.
Im Gegensatz zu den syrischen und chinesischen Hamstern akzeptieren andere Rassen – insbesondere Zwerghamster – öfter und meist gerne einen Gefährten, da ihre wilden Vorfahren in großen Kolonien lebten. Wenn Sie diese Rassen paarweise oder in kleinen Gruppen halten möchten, sollten Sie immer darauf achten, dass alle Tiere das gleiche Geschlecht und die gleiche Rasse haben und vorsichtig aneinander herangeführt werden.

Kaninchen: besser zusammen
Im Gegensatz zu einigen der erwähnten Hamsterrassen ist die Gesellschaft von Artgenossen für das Wohlbefinden aller Kaninchen unerlässlich. Wenn Sie ein Kaninchen besitzen, werden die Tiere es zu schätzen wissen, wenn Sie das Bedürfnis nach Gesellschaft der Tiere verstehen und ihm nachkommen, denn das kann das Wohlbefinden Ihrer vierbeinigen Freunde deutlich verbessern.
Gesellschaft ist für Kaninchen ausgesprochen wichtig, denn in freier Wildbahn sind sie zum Überleben auf ihre Freunde angewiesen. Wildlebende Kaninchen leben in Gruppen von 10 bis 20 Tieren, so dass immer jemand nach Raubtieren Ausschau halten kann. Auch wenn Hauskaninchen diesen Schutz nicht so nötig haben, fühlen sie sich instinktiv weniger gestresst, wenn sie einen Gefährten haben, auf den sie sich verlassen können. Dadurch haben sie nicht das Gefühl, selbst ständig auf der Hut sein zu müssen.
Hauskaninchen werden in der Regel paarweise gehalten, aber wenn Sie beabsichtigen, Ihre Kaninchen in größeren Gruppen unterzubringen, ist es wichtig, dass alle Tiere sorgfältig ausgewählt und ordnungsgemäß miteinander bekannt gemacht und vergesellschaftet werden. Wenn Sie beabsichtigen, Ihre Kaninchen als Paar zu halten, funktionieren gemischtgeschlechtliche Paare am besten – allerdings muss eines oder müssen beide Kaninchen kastriert sein (der Ausdruck „Rammeln wie die Kaninchen“ kommt nicht von ungefähr!). Wenn Sie ein Männchen und ein Weibchen zusammenbringen, können Sie die Vermehrung verhindern, indem Sie das Männchen kastrieren lassen. Da unkastrierte Weibchen jedoch gereizt und aggressiv werden können, ist es oft am besten, beide Kaninchen zu kastrieren, um das Risiko von Kämpfen zu verringern.
Manchmal ist es auch möglich, gleichgeschlechtliche Wurfgeschwister zusammen unterzubringen, aber auch hier ist es immer am besten, alle Tiere kastrieren zu lassen, da so die Gefahr von Kämpfen geringer ist. Durch die Kastration wird nämlich die Produktion von Sexualhormonen reduziert, die Verhaltensweisen wie Aggression und Dominanz hervorrufen können.
Wenn Sie bereits ein erwachsenes Kaninchen haben und sich Sorgen machen, dass es einsam sein könnte, ist es wichtig, dass Sie einen Gefährten auswählen, der mit dem Kaninchen kompatibel ist. Kaninchen, die die gleiche Größe haben, werden sich eher anfreunden. Auch die Persönlichkeit der einzelnen Tiere sollte sich ergänzen – ein Kaninchen, das sehr dominant ist, könnte beispielsweise einen entspannten Gefährten bevorzugen, um das Risiko von Konflikten zu verringern. Die Eingewöhnung eines neuen Kaninchenpaars kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Wenn Sie Tipps und Tricks erfahren möchten, lesen Sie unseren Blog über die Eingewöhnung und Gesellschaft von Kaninchen.

Vergesellschaftung von Meerschweinchen
Wie Kaninchen so sind auch Meerschweinchen sehr gesellige Tiere und brauchen daher mindestens einen Partner an ihrer Seite. Meerschweinchen werden in der Regel zu zweit oder zu dritt gehalten, aber erfahrene Meerschweinchenhalter können auch größere Gruppen managen. Geschlechterreine Gruppen (also nur Männchen oder nur Weibchen) eignen sich oft am besten für die Gruppenhaltung; allerdings kann ein kastriertes Männchen auch gut mit einem oder mehreren Weibchen zusammenleben. Man sollte auch bedenken, dass sich die Weibchen in größeren Gruppen meist gut vertragen, während unkastrierte Männchen zu kämpfen beginnen können, wenn sie zusammen untergebracht sind. Obwohl die Kastration das Risiko von Kämpfen verringert, können auch kastrierte Männchen zu Kämpfen neigen, weshalb es am besten ist, nur ein (kastriertes) Männchen in gemischtgeschlechtlichen Gruppen zu halten.
Wie bei Kaninchen hängt auch bei Meerschweinchen die Vergesellschaftung von der Persönlichkeit, der Verträglichkeit und der Größe ab – auch hier gilt, dass sich ähnlich große Tiere in der Regel besser vertragen. Es ist auch wichtig, Meerschweinchen langsam und vorsichtig einander vorzustellen.
Zwar ist es durchaus üblich, Kaninchen und Meerschweinchen zusammen unterzubringen, doch ist dies keine natürliche Paarung, wie sie in der freien Natur vorkommt. Wir raten davon ab, da Meerschweinchen und Kaninchen nicht gut miteinander kommunizieren und das Meerschweinchen oft vom größeren und kräftigeren Kaninchen schikaniert wird.

Chinchillas und Degus
Chinchillas und Degus sind ebenfalls sehr gesellige Tiere, wobei Chinchillas in der freien Wildbahn in Gruppen von bis zu 100 Tieren leben! Diese kleinen Haustiere brauchen mindestens einen Gefährten, um sich glücklich und sicher zu fühlen, und können depressiv werden, wenn sie allein gehalten werden.
Die Tiere sollten immer paarweise oder in größeren Gruppen mit Artgenossen leben. Es empfiehlt sich gleichgeschlechtliche Tiere zusammen zu halten. Auch ein kastriertes Männchen zusammen mit einem Weibchen kann eine glückliche Wohngemeinschaft bilden. Die RSPCA rät jedoch davon ab, männliche Degus zusammen zu halten, wenn ein Weibchen anwesend ist, da sie anfangen könnten zu kämpfen – selbst wenn sie kastriert sind.

Wüstenrennmäuse
Wild lebende Wüstenrennmäuse leben in Gruppen von bis zu 15 Tieren, obwohl es wahrscheinlicher ist, dass im Haus gehaltene Tiere in Zweier-, Dreier- oder kleinen Gruppen leben. Wie bei anderen kleinen Haustieren funktionieren Wurfgeschwister und gleichgeschlechtliche Gruppen oder Paare am besten, und die einzelnen Tiere sollten schrittweise eingeführt werden – am besten, wenn sie noch im Jungtieralter sind.

Ratten und Mäuse
Ratten und Mäuse sind ebenfalls sehr gesellig und werden oft schwermütig, wenn sie alleine leben müssen. Wie die meisten anderen kleinen Haustiere sind auch diese Tiere am glücklichsten, wenn sie in gleichgeschlechtlichen Gruppen oder paarweise mit ihren Wurfgeschwistern leben.
Diese Arten bilden Dominanzhierarchien, und wenn diese erst einmal etabliert sind – was in der Regel in jungen Jahren geschieht -, ist es am besten, die Gruppenstruktur nicht zu stören, da dies zu Mobbing und Kämpfen führen kann. Diese Tiere benötigen viele Versteckmöglichkeiten: Mehrstöckige Käfige sind ideal, da sie den Tieren die Möglichkeit bieten, wegzulaufen oder sich zu verstecken, wenn sie Aggressionen ausgesetzt sind. Wenn Sie jedoch feststellen, dass Kämpfe ein Problem darstellen, sollten Sie Ihre Gruppe aufteilen, denn manche Tiere sind einfach nicht kompatibel.

Wie man ein harmonisches Zuhause einrichtet
Um eine angenehme, stressarme Umgebung für kleine Haustiere zu schaffen, die zusammen untergebracht werden, ist es wichtig, dass Sie viele Versteckmöglichkeiten bieten, damit die Tiere immer die Möglichkeit haben, sich aus Konfliktsituationen heraus zu manövrieren. Es ist auch wichtig, genügend Ressourcen – wie Schlafplätze, Futter- und Wasserstellen – zur Verfügung zu stellen, da dies ebenfalls dazu beiträgt, Konkurrenz und Kämpfe zu vermeiden. Einige Kleintiere, vor allem Degus und Chinchillas, schlafen auch gerne zusammen, so dass es eine gute Idee ist, einen großen Gruppennistkasten sowie einzelne Unterkünfte bereitzustellen.
Wenn Sie die sozialen Bedürfnisse Ihrer kleinen Haustiere kennen, kann das einen großen Einfluss auf deren Leben haben und das allgemeine Wohlbefinden verbessern. Es ist also wichtig, die Wünsche und Bedürfnisse Ihrer Haustiere zu erforschen, damit sie glücklich und gesund bleiben.