Wintervorsorge für Kaninchen
Schneehasen leben bekanntlich in der arktischen Tundra, überleben und gedeihen in Schnee und Eis, ohne je einen Winterschlaf zu halten. Es ist verlockend zu glauben, dass ein Hauskaninchen auf dieser Grundlage einen kalten Winter im Stall oder im Freien leicht überleben könnte. Tatsächlich sterben jedes Jahr Kaninchen in Ställen an der bitteren Kälte, und sie brauchen in der dieser Jahreszeit unbedingt zusätzliche Pflege.
Zuhause ist’s am Schönsten
In der Regel kommen Kaninchen dank ihrem wärmenden Pelz mit Kälte oft besser zurecht als mit Hitze. Die Temperaturzone, in der sie sich am wohlsten fühlen, liegt im Bereich zwischen 10 und 20 Grad Celsius. Leider bedeutet dies, dass in den meisten Ländern während eines Großteils des Winters die Kaninchenbehausungen den Wetterverhältnissen entsprechend angepasst werden müssen.
In Ländern, in denen Kaninchen gewöhnlich im Freien leben, ist die Unterbringung des Stalls in einem Nebengebäude oft ein übliches Szenario. Die vollständige Verlegung der Tierbehausung in das menschliche Zuhause könnte jedoch eine noch bessere Lösung sein. Wenn es um Kaninchen geht, die in dunkle, kalte Nebengebäude gebracht wurden, gilt leider nur zu oft die Binsenweisheit „aus den Augen, aus dem Sinn“. Oft sind diese Gebäude aufgrund von Chemikalien, Dämpfen oder sogar Nagetierbefall vollkommen ungeeignet für die Kleintierhaltung. Es sind zumeist diese Kaninchen, die krank werden und unglücklich sind. Wenn es drinnen Platz für die Tiere gibt, dann könnte dies nicht nur eine tierfreundlichere Lösung sein, sondern auch Haustier und Besitzer einander viel näher bringen – sowohl emotional als auch physisch.
Außenhaltung
Tiere, die an die Außenhaltung gewöhnt sind und im Freien gehalten werden müssen, sollten vorzugsweise an einem geschützten Ort oder in einem Gebäude wohnen. Stallabdeckungen, die isolierende Wirkung haben, sind eine gute Idee, um die Tiere vor Kälte und damit einhergehenden Erkrankungen zu schützen. Natürlich muss unter der Hülle/Abdeckung die Belüftung in ausreichendem Maße sichergestellt werden, um das Entstehen von Atemproblemen zu vermeiden. Der Stall sollte nicht direkt auf dem Boden, sondern an einer erhöhten Position stehen, damit die Luft zirkulieren kann und Feuchtigkeit vermieden wird. An der Vorderseite des Stalls kann Plexiglas angebracht werden, so dass ein Belüftungsspalt zum Schutz vor Schlagregen oder Schnee verbleibt. Prüfen Sie, ob die Türen sicher zu verschließen sind. Unter Umständen bietet sich sogar ein Vorhängeschloss an, um hungrige Raubtiere fernzuhalten.
Zusätzliche Einstreu, die häufiger gewechselt wird, um sie trocken zu halten, erhöht die Temperatur im Stall zusätzlich ein wenig. Stallreinigung ist eine Aufgabe, die bei Kälte, Regen und heulendem Sturm oft so lange wie möglich vermieden wird, aber sie ist jetzt genauso wichtig wie auf dem Höhepunkt eines heißen Sommers, damit die Tiere gesund bleiben.
Wählen Sie ein gut absorbierendes Einstreumaterial, das die Feuchtigkeit bindet und ableitet. Tiny Friends Farm Eco Bedding ist bei schlechten Wetterbedingungen angenehmer in der Handhabung als hartes Stroh, da es leicht und staubfrei ist. Ein weiterer Grund für häufige Einstreuwechsel ist die bis in den Winter hinein bestehende Gefahr von Fliegenbefall. Ein gemütlicher Stall ist für Fliegen genauso attraktiv und anziehend wie für unsere Haustiere.
Wärmekissen oder eine gut verpackte Wärmeflasche, die Glyzerin im Wasser enthält, um das Gefrieren zu verlangsamen, helfen, wenn die Außentemperatur sinkt. Eine zusätzliche Schachtel oder ein Kuschelbett, das mit Nistmaterial, Zeitungspapier oder Stroh gefüllt ist, bietet den Tieren einen kuscheligen Rückzugsort, wenn es kälter wird.
Beinfreiheit
Der Stall sollte natürlich groß genug sein, damit zwei Kaninchen problemlos auf und ab hüpfen und sich ausgestreckten Hinterläufen darin liegen können. Aber auch das reicht über mehrere kalte Monate hinweg nicht wirklich aus – stellen Sie sich vor, wie Sie den Winter in einem zwei Meter langem und breiten Zimmer überstehen würden. Sie werden erkennen, dass dieses Maß an Enge für Ihre psychische Gesundheit und Ihr Wohlbefinden keinesfalls förderlich ist.
Im Sommer bietet ein Auslauf im Freien – entweder an den Stall angebaut oder separat – den dringend benötigten, zusätzlichen Bewegungsraum. Sobald er jedoch matschig wird, sich darin Wasser in Pfützen ansammelt oder der Boden sogar mit Eis bedeckt ist, ist dieser Bereich möglicherweise nicht mehr geeignet für die Tiere. Winterkaninchen brauchen einen sauberen, trockenen Bereich zum Herumlaufen und Spielen. Dieser könnte in einer Garage oder einem Gartenschuppen oder in einem kaninchenfreundlich gestalteten Innenraum zur Verfügung gestellt werden. Ein angebauter Auslauf kann von einem provisorischen Dach profitieren, um die Außenbedingungen zu verbessern.
Kaninchen tun sich im Winter ggf. schwer damit, im gleichen Maße wie im Sommer aktiv zu bleiben. Stattdessen ziehen sie sich zurück und kuscheln sich lieber ein. Dabei besteht die Gefahr, dass Beine und Sprunggelenke „einrosten“ und die Beweglichkeit abnimmt. Auch die Hautgesundheit ist dadurch gefährdet. Um die normale Aktivität der Tiere wiederherzustellen, kann es Zeit für neue Taktiken sein. Verstecken Sie das Futter an verschiedenen Orten, so dass die Kaninchen sich bewegen müssen, um es zu finden. Dies ist auch eine gute Möglichkeit, das natürliche Verhalten bei der Futtersuche nachzubilden, um auch den Geist der Tiere gesund zu halten.
Jede Art von Tunneln und Bälle sind bei Kaninchen besonders beliebt. Suchspiele können mit Leckereien oder Futter gefüllt sein. Die Bälle aus natürlichen Materialien (z.B. Weidengeflechte) können ebenfalls gekaut werden. Treffen Sie eine passende Auswahl und wechseln Sie die Spielzeuge im Turnus, so dass es immer etwas Neues zu entdecken gibt, um das Interesse Ihrer Haustiere zu erhalten. Verwenden Sie Spielzeug z.B. auch auf neuartige Weise, so dass die Kaninchen sich nach oben strecken müssen, um sie zu erreichen. Schwingende Leckereien, stapelbare Spielzeuge, Bälle, die so groß sind, dass sie mit den Vorderpfoten bewegt werden müssen, oder mit Futter gefüllte Baumstämme bieten unterschiedliche Erlebnisse. Abwechslung ist wichtig, damit Sie das Kaninchen dazu zu bringen, sich zu bewegen, um seine Lieblingsbeschäftigung zu suchen. Es ist möglich, die Aktivitäten in einem Indoor-Kaninchenlauf mit Hindernissen zu kombinieren, durch die man kriechen oder über die man springen kann. Es kann ein Highlight der Tiere für jeden Tag sein und neben Füttern und Putzen in die tägliche Routine miteinbezogen werden.
Wenn das Wetter es zulässt, gibt es immer noch die Möglichkeit von kurzen Ausflügen im Freien. An Tagen die zwar kalt, aber zugleich sonnig und vor allem trocken sind, können die Kaninchen vorübergehend einen sicheren Auslauf im Freien genießen – ein zusammenklappbarer Auslauf ermöglicht es Ihnen, den trockensten Untergrund auszuwählen und den Auslauf leicht im Garten zu verschieben, damit der Boden nicht zu matschig wird.
Für den Fall, dass es zu regnen beginnt, sollte ein Unterstand zur Verfügung stehen, vielleicht in Form eines tragbaren Verstecks. Wenn Kaninchen nass werden, sollten sie mit einem Handtuch abgetrocknet und im Haus auf natürliche Weise vollständig getrocknet werden. Seien Sie vorsichtig mit Kaninchen, die im Haus leben, da sie keine Chance hatten, ein Winterfell zu entwickeln, und viel anfälliger sind.
Der wichtigste Faktor zum Wohlfühlen und zur Anregung der Bewegung ist natürlich ein Artgenosse. Vor allem im Winter sollten Kaninchen paarweise gehalten werden. Sie können sich gegenseitig wärmen und sich zugleich Begleiter in allen Lebenslagen sein, was zum Wohlbefinden und der Sicherheit der Tiere beiträgt.
Nach drinnen umziehen
Das Wohnen im Haus hat zu dieser Jahreszeit viele Vorteile, birgt allerdings auch Risiken. Teppiche, Sockelleisten und Drähte sind alle durch Kaninchen und ihr großes Bedürfnis zu kauen gefährdet und benötigen einen gewissen Schutz. Ein großzügig bemessener Freilauf um einen Stall oder Innenkäfig herum muss von Zugluft, Lärm und Heizkörpern ferngehalten werden, da letztere schnell zu heiß werden können.
Kaninchen sind dämmerungsaktiv, d.h. sie sind in der Abend- und Morgendämmerung aktiver, so dass Räume, in denen tagsüber viel los ist oder die bis tief in die Nacht hinein beleuchtet sind, ihr normales Verhalten stören können, was das Wohlbefinden der Tiere beeinflussen kann. Ein ungenutztes Gästeschlafzimmer oder ein Hauswirtschaftsraum, der tagsüber nur zeitweise genutzt wird, ist oft eine gute Wahl für die Innenhaltung.
Fütterungstipps für den Winter
Da weniger frische Grünflächen zur Verfügung stehen, ist es wichtig, dass Kaninchen auch im Winter weiterhin genügend lange Fasern fressen. Heu spielt dabei eine zentrale Rolle und muss in den kälteren Monaten in ausreichender Form zur Verfügung gestellt werden. Es ist zudem ein hervorragendes Isoliermaterial, das dazu beitragen kann, den Stall warm und gemütlich zu halten.
Ein reduzierter Zugang zu Sonnenlicht und Auslauf bedeutet, dass der Vitamin-D-Spiegel im Blut eines Kaninchens sinken kann. Als Futtermittel, das in der Sonne trocknen muss, ist Heu eine natürliche Vitamin-D-Quelle, aber der Anteil nimmt mit der Zeit ab, und im Winter ist der Gehalt an diesem Sonnenvitamin im Heu oft geringer. Stellen Sie daher sicher, dass ein hochwertiges Kraftfutter gefüttert wird, das die benötigten Vitamine und Mineralien enthält.
Möglicherweise müssen die Futtermengen erhöht werden, da die Tiere mehr Energie aufwenden müssen, um sich warm zu halten. Dies ist ein guter Zeitpunkt, um zu lernen, wie Sie die körperliche Verfassung Ihres Kaninchens bewerten können, denn im Gleichgewicht mit dem Potenzial für eine erhöhte Energieaufnahme steht auch eine verminderte Aktivität. Es gibt hier jedoch keine sinnvolle Verallgemeinerung, da offensichtliche Bewegung durch Kältezittern ersetzt werden kann, das ebenfalls Kalorien verbrennt. Durch die Anpassung der Futtermengen an die körperliche Verfassung wird die tägliche Ration viel genauer das widerspiegeln, was die Tiere tatsächlich brauchen. Es ist auch eine gute Möglichkeit, die Bindung und die allgemeine Handhabung zu verbessern, so dass Krankheiten schneller erkannt werden.
Eine Handvoll frisches Blattgrün ist ein wichtiger Bestandteil der täglichen Ernährung eines Kaninchens. Es ist wichtig, gefrorenes Gemüse nicht direkt aus dem Garten zu füttern, da dies zu Verdauungsstörungen führen kann. Verfüttern Sie nur zimmerwarmes Gemüse und Grünzeug. Da Gartenkulturen und Futterpflanzen in den Wintermonaten vorübergehend verschwinden, ist es wichtig sicherzustellen, dass Sie für Ihre Haustiere geeignetes frisches Grünzeug zur Verfügung haben.
Beachten Sie, dass Wasserflaschen im Winter schnell einfrieren. Benutzen Sie daher Wärmehüllen und zudem offene Wasserschalen als zusätzliche Sicherheitsoption, damit die Kaninchen immer Zugang zu sauberem, frischem Trinkwasser haben.
Kaninchen sind keine arktischen Schneehasen und sie brauchen Ihren Halter, um sicher und gesund durch den Winter zu kommen. Stellen Sie sicher, dass Sie im Voraus planen und sich für die kälteren Monate mit allem eindecken, was Sie brauchen.